Hier bist du richtig! Vorannahmen und Vielfalt in der Kindertagesbetreuung.
Zielgruppe: Fachkräfte der Kindertagesbetreuung, Fachberater*innen und Multiplikator*innen
In Kitas und der Kindertagespflege kommen Kinder und Erwachsene aus unterschiedlichsten Kontexten tagtäglich zusammen. Sie sind Orte der Vielfalt. Auch die Familien, in denen die Kinder leben, weisen unterschiedliche Vielfaltsdimensionen auf.
Doch wie kann Vielfalt gestaltet und gelebt werden? Kinder unterscheiden sich in ihren individuellen Eigenschaften, Bedürfnissen und Entwicklungsaufgaben. In der pädagogischen Arbeit ist der Anspruch, die Zielgruppe der Kinder mit ihren individuellen Fähigkeiten und Fertigkeiten zu erkennen und ihnen individuelle Angebote zu machen, besonders ausgeprägt.
Als Ort der gelebten Vielfalt gehört es im Bereich der Kitas und Kindertagespflege auch dazu, die vielfältigen gesellschaftlichen Lebensrealitäten aufzugreifen und sichtbar zu machen.
Zentral für den Umgang mit Vielfalt in den Einrichtungen ist die Vielfaltskompetenz der Fach- und insbesondere auch der Führungskräfte. Zur Vielfaltskompetenz gehören Wissen über die Entstehung und Wirkung von Stereotypen und Vorurteilen sowie der systematischen Privilegierung und Benachteiligung gesellschaftlicher Gruppen ebenso wie Kenntnisse zu relevanten Konzepten, Strategien und Gesetzen zur Förderung von Vielfalt und zum Abbau von Diskriminierungen.
In den Workshops wollen wir uns intensiv mit den Themen Adultismus & Macht, Klasse & Armut, geschlechtliche Vielfalt & Rollenklischees, Antisemitismus sowie vielfältige Familien auseinandersetzen.
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PROGRAMM
- Moderation: Katrin Rönicke
- Live-Zeichner: Mike Klar
09:30 Uhr: Willkommen & Ankommen im digitalen Raum
09:45 Uhr: Begrüßung
Marina Chernivsky, Leitung Kompetenzzentrum
10:00 Uhr: Vielfalt leben und erleben.
Dr. Meike Sauerhering | Transferwissenschaftlerin im Niedersächsischen Institut für frühkindliche Bildung und Entwicklung (nifbe). Das Institut hat zur Aufgabe die Professionalisierung im Feld der frühkindlichen Bildung und Entwicklung zu unterstützen und zu begleiten – in diesem Rahmen begleitet sie die niedersachsenweite Qualifizierungsinitiative Vielfalt leben und erleben – Demokratie stärken!
11:00 Uhr: Pause
11:15 Uhr: Beziehungen stärken im Kitaalltag
In der Kindertagesbetreuung ist Vielfalt inzwischen der Normalfall. Kinder und auch ihre Eltern sind im Kitaalltag sehr sensibel dafür, was ihnen von ihrer Umgebung zugetraut wird, und reagieren entsprechend darauf. Positive Erwartungen seitens der pädagogischen Fachkräfte können dazu beitragen, dass das Selbstvertrauen gestärkt wird und Herausforderungen angegangen werden. Dies ist besonders wichtig bei Kindern und Familien, die erleben, dass ihnen wenig zugetraut wird, dies betrifft z. B. häufiger Menschen mit Fluchthintergrund. Ausgehend von sozialpsychologischen Ansätzen verdeutlicht Dr. Mohini Lokhande die Bedeutung einer vertrauensvollen Beziehung der pädagogischen Fachkraft zu Kindern und ihren Eltern. Sie stellt Handlungsstrategien vor, die Erzieher*innen im Kitaalltag nutzen können, um Beziehungen zu stärken.
Dr. Mohini Lokhande ist Psychologin und stellvertretende Leiterin des Bereichs Forschung beim Sachverständigenrat für Integration und Migration in Berlin. In ihrer Arbeit beschäftigt sie sich mit Fragen gleichberechtigter Bildungsteilhabe von Lernenden mit Zuwanderungsgeschichte. Im Rahmen von zwei großangelegten Forschungsprojekten hat sie sich in den vergangenen Jahren mit sog. ‚weisen‘ Interventionen auseinandergesetzt. Mithilfe dieser Unterrichtsstrategien können Kinder und Jugendliche, denen wenig zugetraut wird, darin unterstützt werden, aus sich herauszuwachsen.
12:15 Uhr: Mittagspause
13:15 Uhr: Workshop 1, Workshop 2, Workshop 3, Workshop 4 und Workshop 5 (parallel)
14:45 Uhr: Pause
15:00 Uhr: Abschlussrunde Good Practice Beispiel | jüdische Kita
15:45 Uhr: Ende der Veranstaltung
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(WS 1) Workshop "Klassismus und Kinderarmut – wie hängt das zusammen?"
Ist jede*r tatsächlich seines Glückes Schmied? Was bedeutet das für Kinder die in Armut aufzuwachsen? Wie können Fachkräfte ihre Wahrnehmung für die Lebenslagen dieser Kinder und ihrer Familiensysteme schärfen und durch sensible Haltung und Sprache dazu beitragen, dass sich soziale Ausgrenzung nicht reproduziert?
Im Workshop wird der Zusammenhang zwischen Armut und Klassismus erläutert und praktische Impulse für eine diesbezüglich sensible Haltung sowie Möglichkeiten zur eigenen Reflektion genannt. Hierfür wechseln sich inhaltliche Impulse, Austausch, Diskussionen und Übungen miteinander ab.
Gośka Soluch ist Dipl.-Sozialwissenschaftler:in, Supervisor:in, Prozessbegleiter:in sowie langjährige Dozent:in in dem Bereich Diversity.Motor ihrer Arbeit ist das macht- und gesellschaftskritische Engagement, denn es ist ihr wichtig, auf unterschiedlichen Ebenen gegen Diskriminierungen anzutreten. Eine humorvolle Art, die dialogische Haltung und Prozessorientierung sind dabei ihre ständigen Begleiter.
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(WS 2) Workshop "Antisemitismus und Diskriminierung in Kindertagesstätten"
Die Relevanz einer Auseinandersetzung mit Antisemitismus in der frühkindlichen Bildung und Erziehung erschließt sich häufig nicht auf den ersten Blick. Sehr oft wird Antisemitismus auf den Nationalsozialismus und den Holocaust reduziert und erscheint insbesondere für junge Kinder unzumutbar. Vor diesem Hintergrund gerät ein umfassenderes Verständnis von Antisemitismus und seine aktuelle Relevanz aus dem Blick. Wie jedes Gewalt- und Diskriminierungsverhältnis spiegelt sich aber auch Antisemitismus sehr früh in der Lebenswelt von Kindern wider – direkter als häufig angenommen. Wie tritt Antisemitismus in Kindertagesstätten aktuell in Erscheinung? Wie wirkt Antisemitismus auf betroffene Kinder? Wie sieht ein professioneller Umgang mit Antisemitismus aus?
Der Workshop liefert Erzieher*innen und anderen kitanahen Akteur*innen Impulse für einen antisemitismussensiblen Umgang in ihren Einrichtungen.
Romina Wiegemann, Leitung Pädagogik und Bildungsprogramme Kompetenzzentrum für Prävention und Empowerment ZWST e. V.
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(WS 3) Workshop "Junge, Mädchen, Einhorn, Tiger, rote Grütze – kindliche Identität begleiten und fördern"
Die Aufgabe der Fachkräfte in der frühen Bildung ist es, Kinder identitätsfördernd zu begleiten und ihre Persönlichkeitsrechte zu wahren. Dabei spielt die Entwicklung der geschlechtlichen Identität eine große Rolle und steht rückwärtsgewandten Rollenvorstellungen gegenüber, die immer wieder Eingang in den Alltag in Bildungseinrichtungen finden. In diesem Workshop wollen wir uns diesem Thema annähern und Theorie und Praxis verknüpfen. Alle Expertise und eigene Fälle sind willkommen!
Melike B. Çinar ist seit über 10 Jahren in der Aus-, Fort- und Weiterbildung von Fachkräften der frühen Bildung tätig. Sie ist politische Erwachsenenbildnerin und widmet sich stets den Schwerpunkten Antidiskriminierung und Demokratiebildung.
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(WS 4) Workshop "Bildung für alle ermöglichen! – Vielfältigen Familien wertschätzend begegnen"
Bildung gelingt am besten, wenn wir uns gesehen fühlen und einen lebensweltlichen Bezug zum Gelernten herstellen können. In der Zusammenarbeit mit vielfältigen Familien geht es also darum, die Unterschiedlichkeit dieser Lebenswelten einzubeziehen und positiv zu nutzen. In diesem Workshop wollen wir uns zunächst Dimensionen von Vielfalt bewusst machen um dann auf die Suche zu gehen, wo diese Aspekte in unserer Arbeit bereits gut oder noch nicht ausreichend bedacht und umgesetzt werden. Wir bereichern einander mit guten Beispielen, und bekommen gleichzeitig einen Raum um zu reflektieren, was uns persönlich daran hindert, bestimmte Unterschiedlichkeiten wertschätzend zu integrieren.
Mimi Vogt ist freie Dozentin für politische Erwachsenenbildung mit einem Schwerpunkt auf diskriminierungssensibler Sprache und (sexueller und geschlechtlicher) Vielfalt. Sie ist Magistra der Sprach- und Literaturwissenschaft. Außerdem ist sie geschäftsführender Vorstand der Genossinnenschaft Schokofabrik in Berlin-Kreuzberg.
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(WS 5) Workshop "Adultismus erkennen – vielfältige Kultur in Kitas fördern"
Dieser Workshop zielt darauf ab, das Bewusstsein für Adultismus und Vielfalt zu schärfen und Strategien zur Förderung von Gleichberechtigung zu entwickeln. Vielfalt bezieht sich auf die Vielzahl von Merkmalen, Identitäten und Hintergründen, die Menschen ausmachen. Alter ist ein solches Merkmal, das die Vielfalt in unserer Gesellschaft widerspiegelt. Wir werden uns mit den Herausforderungen befassen, die durch das Vorherrschen von erwachsenenzentrierten Denkmustern und Vorurteilen in unserer Gesellschaft entstehen, und Lösungen zur Schaffung einer inklusiven Umgebung erkunden. Dabei werden wir uns praktische Beispiele, die die Wechselwirkung zwischen Adultismus und anderen Formen der Diskriminierung anschauen. Dieser Workshop fördert eine offene, respektvolle und konstruktive Diskussion über diese wichtigen Themen. Es ist ein sicherer Raum für den Austausch von Ideen und die gemeinsame Entwicklung von Lösungen. Nach Abschluss des Workshops werden die Teilnehmende ein tieferes Verständnis für das Schaffen eines gleichberechtigten Umfeldes entwickelt haben. Sie werden in der Lage sein, Strategien zur Bekämpfung von Vorurteilen und zur Förderung von Vielfalt und Inklusion in ihrer eigenen Arbeit und ihrem Umfeld zu implementieren.
Vera Katona – ZWST
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Jannes Hesterberg
Projektleitung „DEVI - Demokratie stärken. Vielfalt gestalten.“
Arbeiterwohlfahrt Bundesverband e.V.
jannes.hesterberg@awo.org
Vera Katona
Projektleiterin, Projekt ATID
Kompetenzzentrum für Prävention und Empowerment
ZWST e.V.
katona@zwst.org